1,5 Jahre nachdem wir die Schlüssel zu unserem Haus bekommen haben, war es endlich soweit. Mit vollgepackten Wagen fuhren wir kurz vor Weihnachten in unser neues Zuhause. In die Bretagne.
Nach einem milden Jahreswechsel, begrüßte uns das neue Jahr mit klirrender Kälte. -7 Grad zeigte unser Thermometer an und dies ist für die Bretagne geradezu ungewöhnlich. Nicht alle pflanzen überlebten diesen Temperatursturz und erst das Frühjahr wird zeigen, was überlebt hat und was ich neu setzen muss.
Die Kälte machte uns auch bei der Renovierung der Ferienwohnung zu schaffen. So verzögerten sich gerade in den ersten Wochen einige Arbeiten deutlich, bei der Kälte renoviert es sich einfach nicht besonders gut. Besonders, wenn Holz hacken und Ofen befeuern plötzlich zur Hauptaufgabe wird.
Aber schön war es anzusehen, viel Sonnenschein und pastellige Farben begleiteten uns in diesen Tagen,

Warum eigentlich die Bretagne?
Zugegebenermaßen wird uns diese Frage fast nie gestellt. Die Bretagne ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort und so scheint das Wort allein erklärend für die Gründe der Auswanderung.
Nun ganz so war es bei uns tatsächlich nicht. Wir haben beide keinerlei Verbindungen zur Bretagne. Wir waren hier nie im Urlaub, ich habe mich sogar immer mit Händen und Füßen gewehrt, in diese regenreiche Gegend zu fahren. Bretagne, da regnets ja bald mehr als in Hamburg....Und dann hat uns die Bretagne bei unserem ersten Besuch doch sofort mit ihren lieblichen Armen umklammert und nicht mehr losgelassen.
Ich könnte nun schwärmen von den vielen tollen Stränden, von Steilküsten, karibisch anmutendem Meer, von Delphinen und Palmen, von verwunschenen Wäldern und hutzeligen, kleinen Steinhäusern. Aber je länger wir hier sind, desto mehr wird deutlich, welchen größten Schatz die Bretagne eigentlich bereit hält. Ein Schatz, so kostbar, dass er uns täglich einen wohligen Schauer spüren lässt:
Es sind die Menschen, die hier leben. Vielleicht liegt es an unserer Herkunft, dass wir Herzenwärme, Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft als ein seltenes Gut betrachten. Gerade ist es so, dass ich mich Deutschland nie ferner gefühlt habe, als in diesen ersten Tagen des Ankommens in der Bretagne. Da wird in der Dorfsparkasse extra ein Dolmetscher organisiert, der uns ab sofort als 2. Berater zur Seite steht, weil wir ein Konto eröffnen wollen. Nein, wir wollten keine 10000 Euro anlegen, wir wollten wirklich nur ein Girokonto eröffnen. Da kommen die Ofenbauer für einen Kostenvoranschlag und aus einer kurzen 30 minütigen Besichtigung wird ein 2 stündiger Plausch bei Kaffee im Garten. Da verknüpft uns unser Nachbar mit einem Freund, der uns Holz verkaufen kann und statt eines schnellen Geschäfts zum Holz abholen, wird daraus eine Hofführung, inklusive der Mitgabe eines Stückes seines ersten selbstgemachten Käses.
Und so verfliegen diese ersten Wochen und wir reiten trotz Verzögerungen auf einer Welle aus Glückseligkeit. Alles richtig gemacht, sagen wir uns. Auch wenn viele Dinge weiterhin im Unklaren sind und wir erst in einigen Jahren sagen können, ob das, was wir uns so sehr wünschen, so klappt, wie wir es uns wünschen. Aber ein Anfang ist gemacht.
Und die Ferienwohnung habe ich dann doch noch fertig renoviert bekommen. Und was sind schon zwei Wochen Verzögerung beim Neustart in einen neuen lebensabschnitt.
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